Die Verbindung dieser drei Regionen ist die Appel, ein Nebenfluss der Nahe. Die Appel entspringt in der Nähe des Donnersberges in der Pfalz, quert die rheinhessische Schweiz und mündet nach fast 40 km schließlich bei Bretzenheim in die Nahe.
Durch dieses Tal führt der Appelbach-Radweg, auf den ich an der Mündung fahre und ihn gegen die Fließrichtung bis nach Marienthal kennenlernen möchte. Zu Beginn der Strecke macht sich die Appel noch recht rar, man wird nicht direkt am Fluß entlang geführt.
So wie hier kurz hinter Pfaffen-Schwabenheim ist die Wegeführung recht einfach. Doch ich komme an manchen Stellen und in manchen Ortschaften ab und an vom Weg ab. Bin ich zu schnell, so dass ich
die Ausschilderung nicht wahrnehme und an Entscheidungspunkten übersehe? :-) Wurden Schilder als Souvenir mitgenommen?
Mutig vertraue ich der Ausschilderung, die mich, die ich gerade aus Richtung Bad Kreuznach angeradelt komme, an einer Kreuzung in Wöllstein weiterführt nach "Bad Kreuznach" - zurück wollte ich
nach so ca 10 Kilometern eigentlich noch nicht. Irgendwie löst es auf und ich bin wieder "auf Spur" in Richtung Neu-Bamberg.
Bevor ich in Neu-Bamberg ankomme, führt mich der Weg durch schattigen Wald, begleitet von den verschiedensten Märchenfiguren und Geschichten wie der kleine Muck, Rumpelstilzchen, Mogli und: Urmel aus dem Eis.
Neu-Bamberg entstand am Fuße der Neuen Baumburg und hat eine bewegte Geschichte rund um einige Auseinandersetzungen um die Ortsherrschaft hinter sich - mal wurde es dem Mainzer Erzbischof verpfändet, fiel an den Herzog von Lothringen, wurde wieder freigekauft..... und gehört heute zur Region Rheinhessen.
Durch den unter Denkmalschutz stehenden Uhrturm aus dem 14. Jahrhundert, das Wahrzeichen von Neu-Bamberg, führt mich meine Tour. Die Radgruppe allerdings, die vorher noch einige Meter hinter mir war, ist bei Ausfahrt aus dem Ort plötzlich vor mir. Ob ich wohl wieder vom Weg abgekommen bin und mich die Tordurchfahrt so magisch anzog, dass ich wieder die eigentliche Radroute verlassen habe? Oder die Radgruppe kannte eine Abkürzung. Egal.
Durch dieses Tor der ehemaligen Ortsbefestigung, die Kandelpforte, verlasse ich sozusagen die Rheinhessische Schweiz und gelange ins Nordpfälzer Bergland.
Die nächste kleine Unsicherheit ob der Wegeführung lässt nicht lange auf sich warten. Kurz hinter Neu-Bamberg wird die Straße, über die der Radweg führen soll, erneuert und ist - für Autos - gesperrt, eine Umleitung für die Radfahrer ist nicht ausgeschildert. Also folge ich optimistisch somit dieser erneuerten Kreisstraße, in der Hoffnung, dass - wenn überhaupt - nur wenige Meter Schotter zu queren sind. Alles ist gut, es rollt super auf dieser neuen Teerdecke und dazu noch gänzlich autofrei - so kann's bleiben ;-).
Ungestört von Autos kann ich somit den Blick schweifen lassen zum Ajaxturm. Jacob aus Siefersheim baute 1865 den Ajaxturm, wo er sich heimlich mit seiner Geliebten traf. Diese jedoch heiratete schließlich einen Weinhändler. Ajax war der Name des Hundes, der der heimliche Zeuge der Treffen war.
Rund um Siefersheim gib es auch eine schöne Rundwandertour von ca 10 km, die Hiwweltour Heideblick. Diese führt auch am Ajaxturm vorbei, so dass man von Nahem die steinerne Figur von Ajax
zwischen den Zinnen ausmachen kann.
Wo vorher noch der Weinbau meinen Weg begleitet hat, ändert sich hier im Nordpfälzer Bergland die landwirtschaftliche Nutzung.
Ich passiere die Orte Tiefenthal, Niederhausen, Münsterappel, Oberhausen, Gaugrehweiler, St. Alban, Gerbach und Würzweiler, bis ich schließlich........
.... nach passieren des steilsten Stückes auf dieser Strecke im Wald kurz hinter dem Rußmühlerhof das Ziel Marienthal erreiche.
An der "Alt Schul" in Marienthal mache ich kurz Pause. Es ist Mittagszeit, es ist heiß und die Straßen sind wie ausgestorben. Von Marienthal aus könnte ich über eine Querverbindung auf den Alsental-Radweg gelangen und somit Richtung Alsenz oder Rockenhausen fahren und von hier aus mit der Bahn zurück ins Naheland.
Ich entscheide mich jedoch dafür, den Appelbach-Radweg nun direkt zur Mündung wieder zurück zu fahren und kann das Rad oft richtig schön rollen lassen. Manche Wegstrecken kommen mir nicht bekannt vor - habe ich doch jetzt auf dem Rückweg an manchen Entscheidungsstellen die Hinweisbeschilderung unmittelbar erkennen und somit den "richtigen" (Rad)Weg einschlagen können.
Leider sind Einkehrmöglichkeiten entlang der Radstrecke nicht mit ausgeschildert. Ich kenne dies von den Wanderwegen und vermisse es bei den Radwegen. Denn mein Wasservorrat ist zu Ende und ich nutze das Sportfest in Pfaffen-Schwabenheim, um hier meine Trinkflaschen wieder gut aufzufüllen und die Kids bei ihrem Fußballspiel mit anzufeuern.
Nach 82 km komme ich schließlich wieder im Naheland an, genieße einen guten kühlen Grauburgunder und plane die Radtour durch Rheinhessen für den nächsten Tag - hach, geht's mir gut!
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