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Weinhandel, Jugendstil, Belle Époque - und heute mittendrin der Mosel-Wein-Nachts-Markt

 

 

Vor mehr als 100 Jahren zählte Traben-Trarbach an der Mittelmosel nach Bordeaux mit zu den größten Weinumschlagsplätzen Europas.

 

 

Das weitverzweigte Kellersystem, das in dieser Zeit entstand, durchzieht die Doppelstadt rechts und links der Mosel großflächig und ist teilweise heute für die Öffentlichkeit zugänglich.

 

In diesem Jahr bereits zum 6. Mal findet in einigen dieser Weinkeller und auf weiteren Plätzen und Veranstaltungsorten in ganz Traben-Trarbach der Mosel-Wein-Nachts-Markt (noch bis zum 03. Januar 2017) statt.

 

In Trarbach angekommen, werde ich schon herzlich zum Wein-Nachts-Markt willkommen geheißen
In Trarbach angekommen, werde ich schon herzlich zum Wein-Nachts-Markt willkommen geheißen

 

Die beiden Gemeinden Traben und Trarbach waren eigenständig und sollten zu einer Einheit verbunden werden. Hierzu war u.a. eine Brücke notwendig, deren Bau man seinerzeit ausschrieb. Diese Ausschreibung gewann der Berliner Architekt Prof. Bruno Möhring, so dass Ende des 18. Jahrhunderts von diesem die erste Straßenbrücke zwischen Bernkastel und Koblenz über die Mosel gebaut wurde.  Auch war die Brücke für die Weinhändler in Trarbach von besonderer Bedeutung, da sie nun leichter die Weinfässer zum Bahnhof auf der gegenliegenden Seite in Traben zum Weitertransport gebracht werden konnten.

 

Das Brückentor vereinigt verschiedene Baustile und kombiniert diese miteinander. Hierüber spiegelt dieser Architekturstil ein als "Historismus" bezeichnetes Phänomen wider, welches in dieser Zeit stark verbreitet war.

 

 

Parallel zum Historismus entwickelte sich in dieser Phase der Stilgeschichte der Jugendstil - auch als Gegenbewegung zum rückwärtsgewandten Historismus.

Merkmale des Jugendstiles sind geschwungene Linien, florale Ornamente sowie die Aufgabe von Symmetrien.

 

Bruno Möhring "verliebte" sich in die Mosel, ihre Landschaft.

 

Und durch den profitablen Weinhandel Ende des 18. Jahrhunderts ergab es sich, dass die Traben-Trarbacher sehr gut verdienten und viele Einwohner in die Lage versetzt wurden, in großbürgerlichem Stil zu bauen.

So entstanden durch Bruno Möhring entworfen und gebaut mehrere Jugendstil-Villen, Hotels und Weingüter, die bis heute noch gut erhalten sind, wie z.B. das Romantik Jugendstilhotel "Bellevue" direkt am Moselufer.

 

Blick auf das Jugendstilhotel "Bellevue"
Blick auf das Jugendstilhotel "Bellevue"

 

Inmitten dieses Ensembles, in den verschiedenen Weinkellern und auf den Plätzen findet seit 2011 nun ein Wein-Nachts-Markt statt, der diese besondere Atmosphäre widerspiegelt.

 

 

Um in Keller 1 mit seinen großen Gewölben zu gelangen, müssen wir uns erst mal in einer längeren Schlange anstellen. Es werden vorab nur Personen hinaus, keine hinein gelassen.

Das Warten dauert aber nicht lange. Schließlich scheint wieder ausreichend Raum für uns in dem Kreuzgratgewölbekeller von 1901 vorhanden zu sein, so dass wir durch den ca 30 m langen Tunnelgang, einem sogenannten "Schrotgang", schließlich im ersten Weinkeller ankommen und die besondere Atmosphäre und Wei(h)nachtsstimmung erleben können.

Der "Schrotgang" diente einst zur Verladung der Weinfässer zu den Transportschiffen, welche am Moselufer ankerten.

 

4 Weinkeller, 7 weitere Veranstaltungsorte über beide Stadtteile verteilt
4 Weinkeller, 7 weitere Veranstaltungsorte über beide Stadtteile verteilt

 

Selbstverständlich werden hier am Standort des einst zweitgrößten Weinumschlagsplatzes für Europa, neben vielen Handwerksarbeiten, Schmuck- und Textilangeboten, einige regionale Köstlichkeiten und Proben angeboten und kredenzt.

 

Da dürfen dann auch Wärmepuschen mit Traubenkernen nicht fehlen:

 

Traubenkern-Wärmepuschen
Traubenkern-Wärmepuschen

 

Weiter geht's zum nächsten Keller. Nicht nur die ausgefallene Beschilderung ist hier sehr hilfreich. An allen Knotenpunkten stehen hilfsbereite Menschen mit Informationen, Stadtplänen und weiterer Unterstützung, um die Wege und schließlich die Weinkeller in der Stadt zu finden.

 

Wegweiser
Wegweiser

 

Fast sind wir vorbeigelaufen am Eingang zu Keller 2 im alten Rathaus. Hier gelangen wir nun rasch hinein, kein Anstehen, kein Gedrängel. Obwohl die Keller doch schon recht voll sind, gelangt man doch mit etwas Rücksicht und Zeit entschleunigt an jedem Stand vorbei, kann sich der angebotenen Waren widmen und die Atmosphäre in den 100Jahre alten Gewölben genießen.........

 

Eingang Keller 2
Eingang Keller 2

 

........ und eintauchen in die Unterwelt anno 1900 von Traben-Trarbach.

 

 

Nicht nur Produkte aus den Regionen rund um Traben-Trarbach finden wir auf dem Wein-Nachts-Markt.

Wir probieren Käse aus Frankreich, norddeutsche Köstlichkeiten und ich erfreue mich an der farbenfrohen Darbietung der Datteln, Ananas, Feigen, Aprikosen .....

 

 

Wer sich bei all diesen Köstlilchkeiten, Probier- und Gastronomiemöglichkeiten durch Bewegung zwischendurch für den Besuch des 3. Kellers wappnen möchte, der kann sich Schlittschuhe anziehen und auf der Schlittschuhbahn am Bahnhof einige Runden drehen.

 

 

Der 3. Keller ist dann direkt gegenüber der Schlittschubahn, nicht zu verfehlen, im Weingut Emert.

Hier geht's rein in den 900 qm großen Kreuzgewölbekeller aus dem Jahre 1896:

 

 

Auch hier taucht man ein und schlendert vorbei an vielen schönen Geschenkideen - die nicht nur zu Weihnachten passen - und Köstlichkeiten. Eingebunden sind die Marktstände in das Wein-Museum, so dass man hier durchaus noch länger verweilen kann.

 

 

Und auch hier ist sowohl im Weinkeller als auch bei Austreten aus diesem für das leibliche Wohl gesorgt, so dass man sich mit einem guten Schwenker die Grundlage für das nächste gute Glas Wein legen kann.

 

 

In 2013 gab es eine tolle Aktion, um per 3D-Bild das Moseltal auf das Kellergewölbe im Brückenkeller zu "bannen". Der Künstler Gregror Wosik gestaltete eine der Kellerwände so, als dass man den Eindruck hat, ins Moseltal hineinzuschauen.

 

Wir haben das 3D-Bild wiedergefunden - es gibt es noch heute.

Mein Foto ist leider aufgrund der Lichtverhältnisse und mangels Fotoequipment nicht das beste - ich bitte um Nachsicht:

 

 

Aber schaut doch mal hier rein. In diesem Video wurde seinerzeit das Making-Off zur "3D-Kellergewölbe-Malerei" festgehalten und ist hier nochmal nach- und mitzuerleben:

 

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Neben der Kellergewölbe-Malerei befindet sich hier im Brückenkeller noch eine kleine Ausstellung zu historischen Weinbergs- und Kellergeräten.

 

Ich habe auch mal versucht, bei einer sog. "Winzerolympiade" ein Faß mit Dauben aus eisernen Reifen zu binden. Es war kein leichtes Unterfangen. Ich bezweifele, dass es den Wein gehalten hätte..... :-).

 

Küfer bei der Arbeit
Küfer bei der Arbeit

 

Dr. Spieß gründete 1928 das Mittelmoselmuseum und erforschte die ehemalige französische Festung Mont Royal, die der Sonnenkönig Ludwig XIV ab 1687 errichten lies.

 

Dr. Spieß zu Ehren wurde dieser Brunnen unten gestiftet.

 

Das Mittelmoselmuseum in der Patriziervilla Haus Böcking in Traben-Trarbach umfasst Ausstellungsstücke bereits aus der Kelten- und Römerzeit über die Franken, die Sponheimer; es zeigt die bäuerliche Wohnkultur im 19. Jahrhundert und daneben, wie die Patrizierfamilie Böcking eingerichtet war.

Auch gibt es ein Goethezimmer, da dieser 1792 als Gast im Hause Böcking weilte.

 

Neben einigen anderen Einrichtungen wie das Buddha-Museum oder das Haus der Ikonen werde ich bei meinem nächsten Besuch dem Mittelmoselmuseum auch einen Besuch abstatten müssen!

 

Dr.-Spieß-Brunnen
Dr.-Spieß-Brunnen

 

Wir sind wieder in Trarbach - der Hunsrück-Seite - angekommen und schauen noch im Blauen Gewölbe vorbei.

Dieser Keller stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert und wurde seinerzeit als Wein-/Salz- und Pulvermagazin der Grevenburg eingesetzt.

 

 

Zu einer Schifffahrt hat es bei diesem Besuch nicht gereicht - auch hierfür kommen wir bestimmt nochmal wieder.

Denn ich bin sehr gerne auf dem Wasser, genieße das Vorbeiziehen der Landschaften und kann stundenlang bei Fahrtwind nur in die Wellen schauen. Gehaichnis.

 

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Mit einem Blick zurück nach Traben und in die Eifel nehmen wir für heute Abschied.

Die Mosel ist schnell vom Hunsrück aus zu erreichen, so dass der nächste Besuch sicher nicht lange auf sich warten lassen muss.

 

Traben, Mosel
Traben, Mosel

 

Auf Wiedersehen Traben-Trarbach!

 

Wer von Euch den Mosel-Wein-Nachts-Markt noch besuchen möchte: Er hat bis zum 03. Januar 2017 geöffnet.

 

Hier geht zu den konkreten Öffnungszeiten.

 

Nehmt Zeit mit und genießt die Angebote und kulinarischen Köstlichkeiten!

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