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Meran - mediterranes Flair am Zusammenfluss von Etsch und Passer

 

Ich komme gerade richtig!

Zum Jubiläumsjahr von Meran.

Denn genau vor 700 Jahren - im Juni 1317 - verlieh König Heinrich von Kärnten Meran die erste Stadtverordnung.

Schon damals war Meran ein Treffpunkt vieler Menschen aus verschiedenen Kulturen, für Handel, zusammenwirken, zusammenleben, entwickeln ....

 

Und auch heute noch treffen sich in dieser 40.000-Einwohner-Stadt Einheimische, Gäste, Geschäftsleute.

 

Ich habe vorher über Meran gelesen, was man "unbedingt" gesehen haben müsste. Doch ich möchte mich einfach wieder treiben lassen und schauen, was und wer mir begegnet. Ich schlendere einfach los - und es stellt sich schließlich am Ende des Besuches heraus, dass fast alle diese "must have"-Sehenswürdigkeiten sozusagen immer direkt auf dem Weg liegen und auf jeden Fall auch entdeckt werden.

 

Vom Rennweg biege ich ab und stecke schon mitten drin - in der Laubengasse mit ihren über 200 Geschäften, Cafés, Gasthäusern.

Diese Lauben, die bereits aus dem 13. Jahrhundert stammen und früher zwei freistehende Häuserzeilen waren, bieten angenehm Schatten. Sie wurden seinerzeit erbaut mit der vom Markgraf von Tirol vorgegebenen Maßgabe, dass diese 100 Schritt länger sein müssen als die Bozener Lauben 😉. 

Die beiden Laubengänge verbinden den Kornplatz mit dem Pfarrplatz.

 

Berglauben (die dem Küchelberg zugewandten Lauben, gegenüber den der Passer zugewandten Wasserlauben)
Berglauben (die dem Küchelberg zugewandten Lauben, gegenüber den der Passer zugewandten Wasserlauben)

 

Und am Ende der Lauben gelange ich schon zur Pfarrkirche. Den Turm der Kirche sieht man fast von jedem Punkt der Stadt. Ich schaue mir somit den Turm von allen Richtungen an. Und mir fällt auf, dass hier in Meran die Zeit wohl eine ganz besondere Rolle zu spielen scheint - oder wie soll ich mir erklären, dass der Turm der Pfarrkirche sieben Uhren trägt?

 

Ich will's wissen: Die Kolleginnen der Tourist-Information in der der Laubengasse parallel verlaufenden Freiheitsstraße haben nicht nur auf diese Frage die Antwort. Danke dafür!

 

Die ersten Turmuhren waren auf halber Höhe angebracht. Da aber die Häuser der Einwohner Ende des 19. Jahrhunderts immer höher wurden und die Uhren für die Bewohner und Gäste schließlich nicht mehr zu sehen waren, wurde das Uhrwerk 1908 15 m weiter nach oben versetzt. Und als der Turm 1977 restauriert wurde, wurden  auch die ersten vier unteren Ziffernblätter schließlich wieder in Funktion gesetzt.

 

Und da nicht nur die Länge der Lauben in Vergleich gesetzt wurde mit anderen: Der 83 m hohe Glockenturm ist einer der höchsten Tirols.

 

Pfarrkirche St. Nikolaus
Pfarrkirche St. Nikolaus
Mein Ritual: in Gedenken an meine Eltern und viele andere liebe Menschen
Mein Ritual: in Gedenken an meine Eltern und viele andere liebe Menschen

 

Ich schlendere weiter vom Pfarrplatz in Richtung Postbrücke, welche über die Passer führt und durchschreite auf diesem Weg eines der noch verbliebenen drei Stadttore Merans: das mittelalterliche Bozener Tor mit seinen Schießscharten.

 

Bozener Tor am Sandplatz
Bozener Tor am Sandplatz

 

In der Mittagssonne tut die frische, wohltuende Kühle, welche die Passer mit sich bringt, richtig gut. Hier von der Kurpromenade habe ich einen guten Blick auf die aus der Jugendstilzeit stammende Postbrücke (früher: Spitalbrücke) mit ihren für diese Zeit typischen goldenen Verzierungen.

 

Und bevor ich weiter zur Heilig-Geist-Kirche spaziere, setze ich mich auf eine der vielen Bänke an der Promenade entlang der Passer, genieße die frische Kühle des Flusses, schaue dem Treiben der Menschen flussabwärts zu, die auf den großen in der Passer liegenden Steinen sitzen und ihre Füße ins kühle Nass stecken und genieße einfach die Atmosphäre und die Sonne.

 

Die Spitalkirche zum Heiligen Geist steht an einer größeren Kreuzung. Doch drinnen ist es ruhig, der Verkehrslärm bleibt draußen. Es ist mir fast unheimlich im Innern, ich bin alleine dort, der Raum wirkt auf mich sehr dunkel. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich aus dem hellen Tageslicht komme - doch trotz minutenlangem Gewöhnen der Augen im Innenraum drängt es mich schließlich nach Draußen.

Ich lese später, dass die Heilig-Geist-Kirche zu den schönsten Merans gehören soll. Da werde ich wohl einen zweiten Blick wagen bei meinem nächsten Besuch.

 

Postbrücke mit  Heilig Geist-Kirche
Postbrücke mit Heilig Geist-Kirche
Kurpromenade mit Kurhaus
Kurpromenade mit Kurhaus

 

Hier an der Spitalkirche auf der Südseite der Passer beginnt die Sommerpromenade. Sie führt mich durch eine parkähnliche Anlage mit Pappeln, Kiefern, Mammutbäumen, die viel Schatten spenden und wo es sehr angenehm frisch ist.

Hier startet bzw. endet auch der Sissi-Weg, der zum Schloss Trauttmansdorff führt, welches ich später auch noch besuchen möchte. Sissi war des Öfteren zu Besuch in Meran und zu Gast in diesem Schloss. Sie liebte lange Spaziergänge - ich bin jetzt wohl gerade auch auf ihren Spuren unterwegs.

 

Blick von der Sommerpromenade auf die Pfarrkirche
Blick von der Sommerpromenade auf die Pfarrkirche
Blick zurück auf der Sommerpromenade zur Heilig-Geist-Kirche
Blick zurück auf der Sommerpromenade zur Heilig-Geist-Kirche

 

Der Steinerne Steg, bereits im 17. Jahrhundert über die Passer gebaut, verbindet die Sommerpromenade mit der auf dem gegenüberliegenden Ufer liegenden Winterpromenade, welche passeraufwärts in die romantische Gilfpromenade übergeht. Und wenige Schritte weiter entdecke ich am Eingang zum Passeier Tal exponiert auf dem Berg die Zenoburg. Schon die Römer konnten von diesem Felsen aus früher gut die Handelswege bewachen. Die Zenoburg, welche schon zur Gemeinde Dorf Tirol gehört, befindet sich in Privatbesitz und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

 

Über die sonnige und windgeschützte Winterpromenade mit netten Cafe's, die mich zu leckerem Eis und einem abschließenden Espresso herzlich einladen, schlendere ich zurück. Schließlich möchte ich noch den Tappeinerweg oberhalb Merans kennenlernen.

 

Steinerner Steg
Steinerner Steg
Die Zenoburg gehört schon zur Gemeinde Dorf Tirol
Die Zenoburg gehört schon zur Gemeinde Dorf Tirol
Die Wandelhalle an der Winterpromenade. Ebenfalls im Jugendstil erbaut
Die Wandelhalle an der Winterpromenade. Ebenfalls im Jugendstil erbaut

 

Entlang der Wassermauern an der Passer fallen acht großformatigen Jahreszahlen auf: 1419, 1503, 1512, 1572, 1721, 1772, 1773, 1774.

In diesen Jahren brach der Kummersee bei Rabenstein ca 35 km nördlich von Meran im hinteren Passeiertal jeweils aus und richtete verheerende Überschwemmungen und Schäden im Tal und in der Stadt Meran an. Beim ersten Ausbruch kamen 400  Menschen ums Leben. Der See - eigentlich Passeirer Wildsee, schließlich "Kummersee" genannt - entstand 1401 durch einen Bergrutsch, der die Passer aufstaute. Der 2 km lange und 300 m breite See versiegte schließlich 1774 nach seinem letzten Ausbruch.

 

An der Passer. Mit dem Turm der Pfarrkirche mit Pulverturm (rechts daneben)
An der Passer. Mit dem Turm der Pfarrkirche mit Pulverturm (rechts daneben)

 

In der Nähe der Landesfürstlichen Burg befindet sich nicht nur die Talstation zum Sessellift Küchelberg, der Dorf Tirol mit Meran verbindet, sondern auch der Zustieg zum Tappeinerweg.

 

Landesfürstliche Burg - früher Stadtsitz der Landesherren, heute Museum
Landesfürstliche Burg - früher Stadtsitz der Landesherren, heute Museum

 

Serpentinenartig windet sich der Weg ca 100 m hoch bis ich schließlich auf dieser wunderschönen Höhenpromenade, dem 6 km langen Tappeinerweg, angekommen bin.

 

Benannt ist dieser Weg nach dem Kurarzt, Anthropologen und Botaniker Dr. Franz Tappeiner, der durch seine Spenden ermöglicht hat, dass diese Promenade angelegt werden konnte.

Nicht nur Cafés und Restaurants säumen diese Strecke. Ich bekomme auch einen Einblick in die Erdgeschichte: An einer Stelle am Tappeinerweg sind Gletscherschliffe auf dem harten Paragneis besonders gut zu sehen. Diese Schliffe entstanden dadurch, dass sich Gletscher ständig über diese Felsen bewegten und hierüber den Felsen glätteten. Die im Gletscher eingelagerten Steine haben entsprechend tiefe Kerben im Fels hinterlassen.

 

Und der Pulverturm fast am Ende/Anfang des Tappeinerweges zeugt von der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Im 18. Jahrhundert schließlich wurde hier Schießpulver gelagert. Man kann hinaufsteigen: von der Aussichtsplattform des Pulverturms hat man bestimmt einen genialen Blick in das Meraner Becken.

Ich jedoch ziehe es vor, wieder hinabzusteigen zur schönen, schattigen, romantischen Gilfpromenade.

 

Der sonnige Tappeinerweg verläuft zumeist eben
Der sonnige Tappeinerweg verläuft zumeist eben
Der Trum der Pfarrkirche mal wieder aus einer anderen Perspektive
Der Trum der Pfarrkirche mal wieder aus einer anderen Perspektive
Gletscherschliffe
Gletscherschliffe
Pulverturm
Pulverturm
Gilfpromenade
Gilfpromenade

 

Über den Sissi-Weg vorbei am Rosegger Park und dem Schloss Rubein könnte ich spazierend die etwa 3 km bis zu den Gärten von Schloss Traumttmansdorff zurücklegen. Doch ich fahre mit dem Bus.

 

Und ich erreiche eine wunderschöne Gartenlandschaft auf 12 ha Fläche mit den unterschiedlichsten Pflanzen aus der ganzen Welt. Und mittendrin thront das Schloss, in welchem sich Sissi 1870 während ihres Kuraufenthaltes in Meran aufhielt. Heute beheimatet das Schloss das "Touriseum", ein Landesmuseum für Tourismus in Südtirol.

 

Über Rund- und Panoramawege erschließe ich mir diese Gärten, verharre auf den Bänken, an den Seen, versuche, die Kunstprojekte zu durchschauen und zu verstehen, schaue einfach nur auf diese faszinierende Landschaft, die mich umgibt.

 

Schloss Trauttmansdorff inmitten der Gärten
Schloss Trauttmansdorff inmitten der Gärten
Reisfelder Asiens
Reisfelder Asiens

 

In diesem Jahr sind die Gärten erstmals Ausstellungsort des renommierten englischen Fotowettbewerbes "International Garden Photographer of the Year". Insgesamt 50 Bilder, von einer internationalen Fachjury ausgewählt, sind hier in den Gärten mit ausgestellt. Faszinierende Bilder, die es hier zudem noch zu entdecken gilt.

 

 

Schon von weitem sehe ich die Aussichtsplattform "Matteo Thun'scher Gucker" und steuere so direkt es die verschlungenen Wege zulassen hierauf zu. Matteo Thun ist der südtiroler Architekt und Designer, der diese Plattform entworfen hat: wie ein überdimensionales Fernglas mutet es an, zu 95% lichtdurchlässig, so dass man bei Betreten das Gefühl hat, über Meran, den vielen Apfelgärten des Vinschgaus und dem Etschtal zu schweben.

 

 

Neben all den verschiedenen und in den schönsten Farben blühenden Pflanzen gefällt mit aber auch gerade der Bauerngarten, welcher mich an die Gärten zu Hause erinnert, richtig gut. Und neben dem Bauerngarten fühlen sich Hasen und Perlhühner wohl auch so richtig wohl.

 

Bauerngarten
Bauerngarten
Dalien soweit das Auge reicht
Dalien soweit das Auge reicht
Ein Feld voll Sonnenfänger
Ein Feld voll Sonnenfänger

 

Verbindung von Kunst, Natur und Kultur: Das Künstlerpavillon "Pflanzen im Herbst" verwandelt das Innere der Stahlkuppel über viele kleine bunte Plexiglasblättchen in schönes, warmes Herbstlicht.

 

Verschiedene Künstlerpavillons zu verschiedenen Themen. Hier: Pflanzen im Herbst
Verschiedene Künstlerpavillons zu verschiedenen Themen. Hier: Pflanzen im Herbst

 

Und da ist dann noch der Verbotene Garten mit vielen skurrilen Skulpturen und einigen giftigen Pflanzen - bewacht durch Hexe und Rabe. Ein wenig unheimlich wird's mir da schon bei diesen Figuren auf den engen, verschlungenen Wegen im verbotenen Garten.....

 

Im verbotenen Garten
Im verbotenen Garten

 

In diesen Gärten von Schloss Trauttmansdorff kann man sich wirklich stundenlang aufhalten! Wer von Euch diese auch mal besuchen möchte: plant hier schön viel Zeit ein. Alleine die Rund- und Panoramawege führen Euch 7 km durch das Gelände. Es gilt zu verweilen, zu riechen, zu schauen, zu fühlen, zu lauschen.....

 

 

Genießt es!

 

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