Elefantenherden, die sich in die Fluten werfen. Löwenfamilien, die sich für die Weihnachtstage "herausputzen". Undefinierbare Reaktionen auf Raupen (wahrscheinlich). Und eine spannende Gruppendynamik.
Nachdem ich meinen Rücken nach etwa 25 Drives über absolut holprige Wege in nicht sonderlich gepolsterten oder gefederten Wagen sowie das seelische Wohlbefinden am vergangenen Sonntag wieder auf
Vordermann habe bringen lassen - ein Besuch des Spa im Ghost Mountain Inn im ca 30 Minuten entfernten Mkuze wirkt da wirklich Wunder - starten wir in die dritte Woche auf der Ulwazi
Lodge.
Da ich mir vor Antritt des Volontariats oft die Frage stellte, wie ich wohl untergebracht sein werde - dass wir auf der Ulwazi Lodge untergebracht sind, wurde im Vorfeld so nicht kommuniziert, sonst hätte ich doch mal die Bewertungsplattformen bemüht, sofern diese hier überhaupt einen Eintrag hat - hier eine kurze Vorstellung der Lodge.
Sie diente ursprünglich als "Hunter-Lodge", ist heute Standort für das Team und die Voluntäre von African Impact. Sie liegt inmitten des Thanda Private Game Reserve.
Neben dem Haupthaus mit Gemeinschaftsraum, Büro, Küche, Bar, Pool sind wir untergebracht in den 30 "cabins" auf dem Gelände. Die cabins bieten Raum für zwei bis drei Personen. Aktuell steht fast jedem Voluntär eine eigene cabin zur alleinigen Nutzung zur Verfügung.
Dass es durchaus zweckmäßig sein kann, sich die cabin zu teilen, zeigt sich diese Woche, als Silvia aus Italien nachts einen Skorpion in ihrem Moskitonetz ertastet. Nachdem der Skorpion ebenso erschrocken reagiert wie Siliva, sich schließlich zur Wehr setzt und Silvia sticht, ist es gut, dass Emelie aus Schweden direkt dabei ist, helfen und direkt Hilfe rufen kann. Steven, unser Lodgemanager, gibt zum Glück Entwarnung: der Skorpion ist einer der harmlosen. Die Verletzung, die Silvia sich aufgrund eines Stoßes an der Bettkante beim Versuch, sich aus dem skorpionumfassenden Moskitonetz zu befreien, zuzieht, ist schlimmer als der Stich des Skorpions.
Das Tier wird gefangengenommen, morgens Allen präsentiert und schließlich etwas von der Lodge entfernt ausgesetzt. Eventuell hat es den Weg zurück gefunden - gestern Abend auf dem Weg zu meiner cabin begegnet mir ein ebenso großer Skorpion... vielleicht war es der aus cabin nr 17 von Silvia und Emelie?
Ich jedenfalls bin froh, dass ich mich beim Packen vor Reiseantritt dafür entschieden habe, das 1 kg schwere Moskitozelt doch mitzunehmen. Bei diesem ist rundum alles verschlossen, es kommt auch die kleinste Spinne nicht rein (so hoffe ich doch). Gleichzeitig vermeide ich es, unbeaufsichtigt Fenster und Türen meiner cabin offen zu haben, damit sich hierüber keine Schlange oder Skorpion den Weg in den Innenraum suchen kann.
Denn - das habe ich ja noch gar nicht berichtet - in der Woche davor fand Ali, eine der Guides, eine kleine schwarze Mamba in ihrem Wäschesack.
Aber nicht nur in den cabins lauern die Gefahren: Es muss beim Night Drive am Dienstag gewesen sein. Wir verfolgen gerade zwei Löwen, schlagen uns hierbei regelrecht in den Busch, der Weg wird immer enger (hier müsste mal der conservation-Trupp eingesetzt werden! Wer weiß, kommende Woche stehen zwei Sessions "conservation" auf unserem schedule, vielleicht wird das unser Einsatzort), Äste und Büsche schlagen uns ins Gesicht. Schließlich müssen wir wenden, nichts geht mehr. Beim Vor- und Rücksetzen des Wagens sitzen wir sozusagen inmitten des Buschs. Irgendetwas muss hierbei den Weg zu mir gefunden haben. Was auch immer es war - manche vermuten, ein caterpillar, andere sagen, dass es dieser nicht gewesen sein kann - es hat sich gewehrt und Reaktionen meinerseits ausgelöst. Resultat: einen schrecklich juckenden Hautausschlag mit großen roten Pusteln.
Als Steven, unser Lodgemanager, diese Hautirritation sah, musste er gestehen, dass er dies so vorher auch noch nicht gesehen hat.
Na prima. Vielen Dank. Beruhigt ungemein.
Nach einigen schlaflosen Nächten aufgrund des Juckreizes (neues Wort gelernt: itchy) und einigem Ausprobieren von Salben und Tabletten, klingt die Reizung endlich langsam ab.
Vor dem Night Drive am Dienstag steht aber noch eine andere Besonderheit im schedule: Besuch des Lake Jonzini, ca eine Stunde Fahrtzeit von unserem Reserve entfernt. Mit einem Boot geht's raus
auf das Wasser, den Elefantenherden entgegen, die sich hier in die Wellen stürzen. Hippos haben wir leider nur eines ganz kurz gesehen, bevor es wieder abtaucht. Auch Krokodile machen sich rar.
Umso mehr Spaß macht es, den Elefanten beim Baden zuzuschauen.
Der 24. Dezember wird hier gar nicht besonders gefeiert. Ein ganz normaler Tag. Bis auf den Geburtstag von Nonnie - unsere gute Fee in der Küche -, ein Weihnachtsquiz (diesesmal verlor mein Team
😞), den Sundowner am Abend und die besondere Kopfbedeckung unserer Guides. Nur wir zwei Deutschen, Kathrina und ich, sind auf Feiertag eingestellt und vermissen unsere Familien und Freunde ganz
besonders. Wenn wenigstens das Internet funktionieren würde, um mal eine kurze Kontaktaufname nach Haus zu ermöglichen....
Der eigentliche Weihnachtsfeiertag ist er 25. Dezember. Nach einem Morning Drive bei 35° und einem Braai - heute wird ein Schwein gegrillt (Silvester soll dann eine Antilope gegrillt werden) - starten wir mit der Bescherung. Jeder von uns hat ein Geschenk besorgt. Nach dem Losverfahren darf sich jeder ein Geschenk, welches unter dem Weihnachtsbaum liegt, aussuchen, öffnen - und wenn es ihm nicht gefällt, tauscht er es einfach gegen ein anderes, bereits durch ein anderes Teammitglied geöffnetes, Geschenk, welches ihm besser zusagt.
Das begehrteste Geschenk, welches schließlich in der allerletzten Runde seinen endgültigen Besitzer findet, ist eine Flasche Gin. Ich habe Pfefferminz-Schokolade bekommen - ein Traum, diese gekühlt auf der Zunge zergehen zu lassen! Danke!
Dann startet die Pool-Party und schließlich sitzt man bis spät am Abend zusammen, quatscht, bestaunt die Sterne und die Blitze am Himmel, sehnt den Regen und die Abkühlung richtig herbei. Besuch von anderen Lodges trifft ein, feiert mit - danke an das Team von African Impact (im Besonderen war es Sarah, die sich hier ins Zeug gelegt hat, alles zu organisieren), uns diesen Tag so zu gestalten und zusammen zu feiern.
Den 2. Weihnachtstag feiern wir mit den Elefanten und den Löwen. Nicht nur, dass diese Woche ganz im Zeichen der Elefanten zu stehen scheint - fast täglich beobachten wir Elefantenherden, die
ganz nah an uns vorbei marschieren - die Löwenfamilie, die wir am Freitagnachmittag treffen, zieht uns absolut in ihren Bann. Erst sehe ich nur die zwei Löwinnen, dann die sechs Jungen und
irgendwann hat sich unbemerkt noch Skhondla im Gebüsch platziert, ihn sehe ich erst ganz zum Schluß, als er mit seiner Familie weiterzieht. Ihr Weg führt DIREKT an unserem Wagen, max 1 m von mir
entfernt, vorbei. Einige der Löwen schauen mich so direkt an, dass mir der Atem stockt. Keiner von uns spricht. Man hört nur ab und an das Klicken der Kameras - man wagt kaum, den Auslöser zu
drücken.
Ich habe nun schon Kenya, Tanzania, Namibia besucht, bin zum 2. Mal in Südafrika - aber so etwas habe ich noch nicht erleben dürfen.
Die zwei Löwinnen sind Mutter und Tochter. Jede von ihnen hat drei Junge, neun bzw. zehn Monate alt. Jede Löwin kümmert sich um jedes Junge. Zusammen trinken, zusammen spielen, zusammen schmusen,
zusammen relaxen.
Skhondla kam seinerzeit von einem anderen Reserve und gründete hier diese kleine Familie.
Glücklich und überwältigt müssen wir schließlich zurück zur Lodge. Aber nicht, ohne auf dem Weg dorthin noch Monkeys mit ihrem Jungen und Rhino's mit Rhino-Kids zu sehen. Was für ein Tag, was für
eine Woche!
Und auch sehr gefreut hat mich, dass African Impact sowohl Fotos von mir auf ihrer offiziellen Facebook-Seiten veröffentlicht hat als auch meinen Blog mögen und teilen 😃!
Da sind diese kleinen, feinen Zickereien und Gruppenkoller-Aktivitäten, die hier nach drei Wochen Aufeinanderhängen auftreten, wirklich nebensächlich. Zudem bin ich froh, dass ich hiervon nicht alles mitbekomme. Auch nach drei Wochen fällt es mir noch immer schwer, zwischen diesen verschiedenen slangs (die Australier sind für mich die mit dem schlimmsten slang - hier verstehe ich kaum was 😕) immer direkt umzuschalten, genau hinzuhören, zu verstehen. Da kann es dann auch durchaus mal vorkommen, dass ich gar nicht mehr hinhöre und abschalte, wenn es mir zu schnell geht in einer Konversation. So ist es mir dann auch mal passiert, dass ich ein Meeting mit allen Voluntären und den Guides glatt verpasst habe 😉.
Seit dem bin ich dann doch nicht zu schnell "offline"....
So ist es einfach nur schön, dieses alles mit allen Voluntären und dem gesamten Team hier erleben zu dürfen.
Morgen bricht nun meine letzte Woche hier in Südafrika an. Ein Besuch von Mocambique und den Drakensbergen hat leider nicht geklappt.
Aber Becca (Wisconsin), Jesyka (Kanada), Kathrina (Deutschland) und ich werden Freitag/Samstag nach St Lucia fahren - so dass ich die Brise des Indischen Ozean doch noch spüren darf. Ich freu mich drauf!
Nachklapp, einige Wochen später:
Hier geht’s zu all meinen Erlebnissen während meines Volontariats bei AfricanImpact 😍
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Susanne (Sonntag, 28 Dezember 2014 14:42)
Liebe Anja!Tolle Bilder, tolle Eindrücke- ist es wohl so, wie Du es Dir vorgestellt hast? Oder noch Besser ???Wenn ich nichts mehr von Dir lese, wünsche ich Dir einen ganz schönes Silvester in Afrika, viel Sonne in St. Lucia(soll ja wunderschön sein ) und einen saven Rückflug!
Liebe Grüße,
Susanne
Judith (Sonntag, 28 Dezember 2014 14:45)
WOW!!!
Das muss ich erst mal sacken lassen. Ich freue mich riesig für Dich, dass Du so viel Tolles erleben darfst.
Ganz liebe Grüße nach Südafrika
Judith
Brigitte (Sonntag, 28 Dezember 2014 21:00)
Wahnsinn welche Fotos Du so machst. Hochachtung! Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich alles verwackeln. Und dass Du so locker über Skorpione auf dem Weg ins Bett schreiben kannst. ...
Aber für Dich wäre es vermutlich schlimmer, wenn eine Mango Deinen Weg kreuzen würde ;)
Komm gut ins neue Jahr!
Mike (Montag, 29 Dezember 2014 11:14)
Was für megaaffentütengeile Bilder. Andi und ich verschlingen deine Schilderungen und genießen deine Fotos.
Wir freuen uns auf einen ausführlichen Live-Bericht mit vielen Bildern.
Enjoy the last week and stay happy and healthy!
Anja (Dienstag, 30 Dezember 2014 16:25)
Liebe Susanne, liebe Judith, liebe Brigitte, lieber Mike,
da ich ohne konkrete Vorstellungen in dieses Experiment Volontariat eingestiegen bin, konnten meine Erwartungen nicht über-/untertroffen werden. Ich fühle mich prima hier, die Arbeit macht Spaß, ich habe tolle "Kollegen", die Landschaft ist atemberaubend, die Tiere umso mehr. Und die Freude und der Spaß der Zulus, die uns hier auf der Lodge betreuen, ist sowas von ansteckend und toll - das zaubert direkt ein Grinsen ins Gesicht :-).
Auch Euch wünsche ich einen wunderschönen Start ins Neue Jahr und das 2015 für Euch so wird, wie Ihr es Euch wünscht!
Und: Live-Berichte - jederzeit gerne! :-)
Liebe Grüße nach Hause
Eure Anja
Walburga (Dienstag, 30 Dezember 2014 17:04)
Hallo Anja,
das liest sich absolut fazinierend, aber noch besser (obwohl das kaum möglich sein wird) wird es sein, dies alles live von Dir zu hören -ich brenne darauf...
Die Crew aus Greimerath wünscht Dir einen herrlichen Jahreswechsel unter der Sonne Afrikas und hofft auf ein baldiges Wiedersehen im Moment recht kalten und schneereichen Hochwald - also absolutes Kontrastprogramm in allen Belangen.
Liebe Grüße aus Greimerath
für alle Drei Walburga
Judith (Mittwoch, 31 Dezember 2014 17:24)
Liebe Anja,
ich wünsche Dir einen schönen Jahreswechsel unter afrikanischer Sonne.
Loebe Grüße
Kudith
Judith (Mittwoch, 31 Dezember 2014 17:26)
Auf den iPad tippt es sich einfach blöd. Es soll natürlich heißen:
Liebe Grüße
Judith
:-)
Anja (Donnerstag, 01 Januar 2015 00:06)
Liebe Walburga, liebe Judith,
bin prima ins Neue Jahr gestartet! Mit einem Tanz rund ums Lagerfeuer ;-) nach einem genialen Braai.
Nur noch vier Tage, dann geht mein Flieger zurück nach Deutschland - schrecklich gerne komme ich dann in den Hochwald und berichte live. Aber noch bin ich hier und genieße jeden Augenblick.
LG Anja
Miriam (Donnerstag, 01 Januar 2015 23:04)
Hallo Anja, das klingt alles aufregend und spannend! Genieße die letzten Tage, hoffentlich ohne weitere Hautirritationen oder ähnliches und komme gut wieder nach Hause. Nun aber erstmal noch: ein frohes neues Jahr! LG aus Koblenz, Miriam
Anja (Samstag, 03 Januar 2015 09:24)
Liebe Miriam,
vielen Dank - auch Euch ein richtig gutes Jahr 2015 und auf viele weitere spannende Herausforderungen.
Genieße gerade ein riesiges gutes Frühstück in St. Lucia am Indischen Ozean , bevor es heute Nachmittag zurück zur Lodge zum Abschieds-Braai geht.
Habt ein schönes Wochenende - we'll see us on Thursday.
Liebe Grüße, Anja