· 

Traumschleife Domblick

Hunsrückdom, Ravengiersburg
Hunsrückdom, Ravengiersburg

 

 

42 m hoch ragen die romanischen Türme aus dem 12. Jahrhundert inmitten des Hunsrücks in die Höhe. Sie erzählen Geschichten aus der Zeit als Kloster, aus dem 30-jährigen Krieg, von den verschiedensten Besitzern.

 

Früher war ich mittendrin: Motto aussuchen, Wagen bauen, Kostüme erstellen. Von "Schwerdonnerstag" bis Aschermittwoch war ich mit der Dorfjugend unterwegs bei den Umzügen. Ich hab's gerne gemacht und war mit Spaß dabei.

 

Irgendwann hat sich irgendwas irgendwie verändert. Ich mache jetzt am liebsten einen großen Bogen um Rosenmontagsumzüge, Kappensitzungen, Verkleidungen.....

 

Doch ganz nach dem Motto "jedem so, wie es ihm gefällt" wünsche ich den Fastnachtern mächtig viel Spaß!

 

Allerdings mag ich eine Seite an Fastnacht noch immer: nämlich, dass man in diesen Tagen auch politisch Bilanz ziehen kann. Das Privileg der Narren, dem Herrscher als Einziger die Wahrheit sagen zu dürfen, geht ja schon zurück bis ins Mittelalter.

 

Heute, am Fastnachtssonntag, wo vielerorts im Hunsrück Umzüge stattfinden und die Narren auf den Straßen sind, nutze ich das geniale Wetter, um meine eigene Wahrheit herauszufinden: Wie fit bin ich nach dem Winter wirklich?

 

Stellt sich für mich nur noch die Frage: Rennrad oder Wanderschuhe für diesen Wahrheitstest?

 

Es werden die Wanderschuhe.

 

 

Unsere Wahl fällt auf die gut 10 km lange Traumschleife "Domblick",  welche uns rund um Ravengiersburg mit dem "Hunsrückdom" führen wird. Die Rundtour ist mit 3,5 Stunden angegeben. Ein Blick auf die Wetter-App zeigt, dass wir somit den superschönen Sonnenschein perfekt nutzen können,  bevor sich von Westen her das angekündigte Tief Udo II  mit seinen Wolken vor die Sonne schiebt.

 

Einstieg auf die Traumschleife ist in Ohlweiler am Simmerbach. Entsprechende Parkplätze für die Wanderer sind ausgewiesen.

 

Als erstes begegnen uns direkt am Einstieg zwei Mountainbiker - zeitweise verläuft die Aktivroute H7 parallel. Hätten wir doch die Räder nehmen sollen?

Jetzt ist's so. Also los!

 

Der Weg führt uns erst entlang einer breiten Talwiese Richtung Belgweiler.

 

Simmerbach
Simmerbach

 

Der Simmerbach, der dann ab Gemünden Kellenbach heißt und schließlich bei Simmerath in die Nahe mündet, sieht heute nicht so aus, als dass er Ortschaften unter Wasser setzen könnte. Das aber ist im Juni passiert. Durch langanhaltenden Starkregen wurden die Anliegergemeinden im letzten Jahr durch Hochwasser heimgesucht. Und nicht nur der Simmerbach trat in unseren Regionen über die Ufer.

In solchen Situationen zeigt sich, was Gemeinschaft bedeutet. Viele freiwillige Helfer und Ehrenamtliche waren über Stunden und Tage im Einsatz, um den Betroffenen zu helfen.

 

 

Heute ist das Simmerbachtal trocken.

 

Bereits nach einigen  Metern verlassen wir den breiteren Weg und werden rechts hinauf auf den Eselsberg geleitet.

 

 

Wie begegnen, außer den beiden Mountainbikern zu Beginn, erst mal keinen weiteren Menschen. Die Traumschleife scheint uns alleine zu gehören.

 

Immer wieder queren wir Bachtäler wie das des Verschbaches, des Bustenbaches und werden mit herrlichen Ausblicken bei strahlend blauem Himmel belohnt.

 

Das Moos auf den Wurzeln  der Bäume leuchtet in der Sonne
Das Moos auf den Wurzeln der Bäume leuchtet in der Sonne
Sinnesbänke am Weg lassen uns rasten und die Ausblicke genießen
Sinnesbänke am Weg lassen uns rasten und die Ausblicke genießen

 

Nach diesen Blicken über das Simmerbachtal führt uns der Weg weiter nach Belgweiler. Über einen kleinen Schlenker entlang des Baches werden wir wieder in den ca 200-Einwohner umfassenden Ort geführt.

 

In Belgweiler
In Belgweiler
Simmerbach bei Belgweiler
Simmerbach bei Belgweiler

(Das Video ist im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Youtube verwendet Cookies, um Informationen über die Besucher ihrer Internetseite zu sammeln. Auch führt dies zu einer Verbindungsaufnahe mit dem Google DoubleClick Netzwerk. Wenn Du das Video startest, kann dies weitere Datenverarbeitungsvorgänge auslösen. Darauf habe ich keinen Einfluss. Link zu weiteren Informationen über Datenschutz bei YouTube u.a. in meiner Datenschutzerklärung).

 

Das heutige Gebäude der 250 Jahre alte St. Anna Kapelle in Belgweiler steht unter Denkmalschutz. Die ursprüngliche Kapelle soll der Überlieferung nach von einer alleinstehenden Frau noch vor der Reformation gestiftet worden sein.

 

St. Anna Kapelle
St. Anna Kapelle

 

Ein paar Meter weiter noch bevor eine breitere Brücke wieder über den Simmerbach führt, genießen lautstark einige Ziegenartige auch dieses schöne Wetter und sind schrecklich neugierig. So weit es der Zaun zulässt, begleiten sie uns die nächsten Meter.

 

 

Aber nicht nur die Tiere genießen die Sonnenstrahlen. Es ist kurz nach Mittag und wir sind nicht mehr allein unterwegs auf der Traumschleife. Spaziergänger kommen dazu und steuern den Domblick an, der jetzt nur noch einen Kilometer entfernt sein dürfte.

 

Wieder begleiten Wiesen unseren Weg. Zum Domblick mit Sinnesbank und Hütte passieren wir nochmal eine steilere Felspassage.

 

 

Bereits im 10. Jahrhundert wurde auf einem Felsen über dem Simmerbach eine Burg erbaut. Durch die damaligen Grafen wurde schließlich ein Augustiner-Chorherren-Stift gegründet, welches bis in das 16. Jahrhundert existierte. Die beiden romanischen Türme entstanden im 12. Jahrhundert.

Das Kloster galt als größter Grundbesitzer zwischen Mosel und Nahe - bis zur  Reformation, deren 500-jähriges Jubiläum ja aktuell in 2017 gefeiert wird.

Auch in Rheinland-Pfalz wird in diesem Jahr die Reformationsgeschichte lebendig.

 

Im 30-jährigen Krieg niedergebrannt wurde das Kirchenschiff von einem Kurfürsten von der Pfalz ca 90 Jahre später wieder errichtet.

Heute sind Teile der Gebäude im Besitz der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung.

 

Der Hunsrücker Dombauverein setzt sich für die Erhaltung und Pflege des Hunsrückdoms ein. Erleben kann man den Dom z.B. zu Innenhofkonzerten oder zum Tag des offenen Denkmals im September.

 

Hunsrückdom, Ravengiersburg
Hunsrückdom, Ravengiersburg

 

Dass die Traumschleife sehr gut ausgeschildert ist, die Wege freigehalten werden, die Wegeführung und die Daten aktuell gehalten werden können, bedarf nicht nur sehr viel Engagement vieler Helfer.

Unterstützen kann jeder, der dies nutzt und dem dies wichtig ist.

 

 

Wir wandern weiter in den Oberbrunnenwald. Ich versuche, die Zitronenfalter, die unseren Weg begleiten, fotografisch einzufangen. Dies ist gar nicht so einfach. Sie sind schneller.

Die Überwinterung haben diese Falter wohl abgeschlossen - der Frühling darf kommen!

 

Wieder aus dem Oberbrunnenwald heraus sehen wir Richtung Soonwald den Ort Sargenroth liegen. Dieser Teil des Hunsrücks hier ist auch ein schönes Profil für (Renn)Radfahrer mit Anstiegen, Ausblicken. Meine Tour mit dem Rad am Rand des Soonwalds vorbei habe ich hier im Beitrag "Von Domen, Erfindern, Film-Drehorten" als RadReporter beschrieben.

 

Sargenroth, rechts im Bild
Sargenroth, rechts im Bild
Am Horizont erkennt man die Türme von Kirchberg. Vorne links im Bild liegt die Ortschaft Rödern.
Am Horizont erkennt man die Türme von Kirchberg. Vorne links im Bild liegt die Ortschaft Rödern.

 

Wir sind auf dem Rückweg wieder Richtung Ohlweiler, vorbei an Oppertshausen und Schönborn. Der Weg führt uns entlang an Fischteichen hinein in das nächste Waldgebiet. Leitpfosten mitten im Wald irritieren uns etwas - welche Funktion dieser einsame Leitpfosten hier wohl erfüllen soll?

 

 

Wir sind auf den letzten Metern. Über einen Wiesenweg gelangen wir wieder nach Ohlweiler, unserem Ausgangsort und werden dort am Ende der Traumschleife Domblick nett empfangen.

 

Empfangskomitee
Empfangskomitee

 

Wie der Zitronenfalter vorhin im  Wald, so sind auch diese Schneeglöckchen - auch wenn der Name es anders vermuten lässt - für mich Vorboten auf den Frühling. Ich kann es kaum noch erwarten!

 

 

Und wie ist das jetzt mit meiner Wahrheitsfindung in Sachen Fitness?

 

Wir waren zügigen Schrittes unterwegs und haben statt der angegebenen 3,5 Stunden nur 2,5 Stunden benötigt - trotz kleiner Pausen und Fotostopps. Klingt ja nicht so schlecht, oder?

Und dass ich die kleinen Steigungen hinauf nicht mehr so dolle viel Luft zum Sprechen und etwas nach Atem gejapst habe - muss man ja nicht überbewerten 😉.

Wichtig ist: dieser Drang nach Bewegung draussen bei wärmeren Temperaturen und blauem Himmel macht absolut Lust auf mehr! Das nächste Mal dann mit dem Rennrad.

Ich freu mich drauf!

 

Wer die Tour nachwandern möchte, hier ist sie im Gesamtüberblick mit Karte und Höhenprofil eingestellt: Traumschleife  Domblick. Viel Spaß Euch!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0