Vor 2000 Jahren diente der Limes zur Überwachung der römischen Grenze. Etwa 85 n Chr. entstanden hier im Westerwald die ersten Grenzschneisen des obergermanisch-rätischen Limes.
Sein Alter ist allerdings nichts gegen das 30 Mio. Jahre alte Gestein aus dem der naheliegende Malberg besteht.
Aber eines nach dem anderen. Ich starte den Tag heute etwas weiter nordöstlich und fahre entlang der Wied Richtung Neustadt. Hier in der Nähe liegt das Kloster Ehrenstein, welches vor etwa 500 Jahren entstanden ist. Nachdem das Kloster im 15. Jahrhundert von den Chorherren des Kreuzherrenordens bewohnt wurde, folgten im 30jährigen Krieg Zerstörung, später Säkularisierung bis Ende des 19. Jahrhunderts Franziskaner das Kloster besiedelten. Aber nicht für lange Zeit. Es wurde wieder den Kreuzherren übergeben, die es jedoch Ende des 20. Jahrhunderts verließen.
Schließlich übernahmen 2008 die Franziskanerinnen aus Waldbreitbach das Gebäude und erweiterten es um eine Tagungsstätte mit der Möglichkeit der Begegnung und wieder Kraft für den Alltag zu schöpfen. Hier in dieser Ruhe und der besonderen Lage ist dies ganz bestimmt sehr gut möglich.
Kloster Ehrenstein mit der Kreuzherrenkirche
Während das Kloster durch eine Pforte nicht frei begehbar und nur nach Voranmeldung zu besichtigen ist, ist die danebenliegende Kreuzherrenkirche tagsüber frei zugänglich. Hier kann man noch die aus der Erbauungszeit stammenden Bleiglasfenster mit den Glasmalereien bestaunen.
Auch hier tut die Stille und die Ruhe so gut. Einfach mal verweilen und den Gedanken ihren Weg geben.
Die Klosteranlage mit der Kreuzherrenkirche liegt direkt am Fuße der Ruine Burg Ehrenstein. Gemäß den ersten urkundlichen Erwähnungen stammt die Burg aus dem 14. Jahrhundert und hat auch eine bewegende Geschichte, wie auch die Klosteranlage, hinter sich.
Leider kann ich die Burg nicht begehen. Es scheinen Sicherungs- und Wiederaufbauarbeiten stattzufinden. Aber ich kann unterhalb der Ringmauer eine Runde rund um die Burg drehen.
Und ich kann mein Glück suchen. Habt Ihr das vierblättrige Kleeblatt entdeckt?
Zurück an der unteren Wied fahre ich mit Jürgen, meinem Gastgeber und "TourGuide", mit dem ich gestern schon den Bärenkopp erobern durfte, hinauf zum Malberg. Hier gab es seit den 60er Jahren ein Skigebiet. Die Piste betrug knapp 500 m mit 150 m Höhenunterschied und 120 m Breite. Um sie nutzen zu können, wurde die durchführende Straße gesperrt. Auch wurde hier bereits Kunstschnee hergestellt.
Es war die einzige Skipiste für alpinen Abfahrtslauf im vorderen Westerwald, ist aber seit dem Winter 2010/2011 geschlossen. Im folgenden Jahr wurden die Skianlagen schließlich komplett demontiert. Jürgen kann sich noch gut daran erinnern, wie er in jungen Jahren die Piste hinabfuhr.
Die alte Malberg-Hütte an der früheren Bergstation des Liftes ist zwischenzeitlich runderneuert und lädt u.a. auf einen fantastischen Ausblick ins Wiedtal und den vorderen Westerwald ein.
Blick von der Malberg-Hütte
"Der Malberg wird erstmals im Jahre 1478 erwähnt, als das Kloster Marienstatt die Grenze zwischen dem Amt Neuerburg und der Hönninger Gemarkung beschrieb. Somit ist der Malberg ein Berg der Grenze, denn ein Wort für Grenze (slawisch: gramita) gab es zu jener Zeit (außer: mahal) noch nicht." (Quelle: Infotafel am Malberg).
Ab dem 19. Jahrhundert wurde hier Basalt abgebaut. Der Transport des Basalts zum Rhein hin stellte allerdings ein großes Problem dar. Hierzu wurde schließlich eine 3,5 km lange Seilbahn zur Schiffsverladestelle in Rheinbrohl gebaut und 1898 eröffnet. Da der Absatz der Bastaltsteine immer kritischer wurde, wurde der Steinbruch Malberg-Rheinbrohl schließlich1932 geschlossen.
Und warum Basalt?
Der Malberg ist vulkanischen Ursprungs und entstand vor ca 30 Mio Jahren, als es auch hier im Westerwald Vulkanismus gab. Basalt entsteht bei der Aufschmelzung des Erdmantels, wenn dünnflüssiges Magma an der Erdoberfläche erkaltet.
Die Basaltsäulen sehen aus wie ein Puzzle, welches in mühsamer Arbeit ganz ordentlich zusammengefügt wurde.
Das Puzzle der Basaltsäulen
Vom Kraterrand hat man einen guten Blick auf den idyllisch liegenden Malbergsee.
Für Freizeitaktivitäten wie Schwimmen ist er allerdings derzeit nicht freigegeben.
Hier entlang führt auch die letzte Etappe des Westerwaldsteiges, auf welcher er den 550 km langen Limes, den die Römer zum Schutz vor den Germanen gebaut haben, passiert.
Auf dem Weg zum Rhein nach Rheinbrohl zur Römerwelt, wo ich mehr zum Limes erfahren möchte, komme ich an dieser Kapelle bei Solscheid vorbei. Auch sie ist liebevoll bestückt. Man spürt, dass sie nicht nur dort steht - sie wird besucht, gepflegt. Und ich habe das Gefühl, dass man auch mir, der Durchreisenden, hier die Gelegenheit geben möchte, innezuhalten.
Danke dafür.
Die Römerwelten in Rheinbrohl als Limes-Informationszentrum stellen sozusagen den Beginn des Limes dar. In dieser interaktiven Ausstellung erfahre ich mehr über den Limes, den Alltag der Römer, der Germanen. Wie wurde Handel betrieben? Wie schwer ist ein Kettenhemd?
"Der obergermanisch-rätische Limes war etwa von 100 bis 200 n. Chr. die Landesgrenze des römischen Reiches gegenüber den germanischen Stammesgebieten.
Er begann im Rheinbrohl am Rhein, verlief durch die heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern und endete an der Donau bei Hienheim, westlich von Regensburg. 383 km gehörten zur Provinz Obergermanien, 167 km zur Provinz Rätien.
In seinem Endausbau wurde er von mehr als 30.000 Soldaten bewacht, die in 70 Kastellen stationiert waren und auf rund 900 Wachtürmen Dienst taten.
75 km der Grenzlinie verliefen im heutigen Rheinland-Pfalz. Dieser Grenzabschnitt wurde von 131 Wachtürmen aus überwacht. (...) Mehr als ein Viertel des einstigen Limes in Rheinland-Pfalz kann man noch heute in Form von Graben- und Wallformationen, Fundamentresten und Schutthügeln besichtigen. In den Waldgebieten von Westerwald und Taunus befinden sich die besterhaltenen Überreste der gesamten Grenzanlage." (Quelle: Infotafel der Römerwelten)
Auch gibt es ein Außengelände mit Kräutergarten, Mannschaftsstube, römischen Backöfen.... Wenn nicht gerade Corona-Abstandsregeln einzuhalten sind, werden hier - gerade auch für die jüngeren "Geschichtsforscher" - Workshops, Erlebnisführungen, Ralleys, Bogenschießen uvm durchgeführt.
Das besondere an den Streitwagen ist, dass die Pferde nicht hintereinander, sondern nebeneinander angespannt gehen. Ihr kennt sie bestimmt im Einsatz auch aus einigen Historienfilmen. Bis zu vier Pferde gleichzeitig können angespannt sein - das Vierergespann nennt man auch Quadriga.
Mir stellt sich in diesem Zusammenhang gerade die Frage, warum auf dem Brandenburger Tor, welches Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm II. errichtet wurde, ausgerechnet auch eine Quadriga steht?
Die Quadriga mit der römischen Siegesgöttin Victoria auf dem Brandenburger Tor steht somit für den Einzug des Friedens nach Berlin. Check.
Mit dieser Pfahlramme haben die Römer die Holzpfähle in das Flussbett gerammt, die als Unterkonstruktion für ihre Holzbrücken dienten.
Hierzu haben sie die Ramme auf ein Floß gesetzt, welches fest im Fluss verankert war. Von hier aus wurden dann in regelmäßigen Abständen Pfähle in die Sohle des Flusses gerammt. Hierzu "wurde ein schwerer Granitblock zehn Meter in die Spitze der Ramme hinaufgewunden, der Pfahl/das Pfahlpaar eingelegt und mit der Wucht des Granitblockes bis zu 2,80 tief in die Flusssohle eingetrieben." (Quelle: Infotafel der Römerwelten)
Eine antike Maschine für eine stabile und exakte Brückenkonstruktion. Damit es schneller geht, kamen eventuell auch zwei gegenüberliegende Rammen gleichzeitig zum Einsatz.
Das Contubernium stand ursprünglich für eine Zeltgemeinschaft, schließlich aber auch für ein festes Standlager. Die kleinste organisatorische Einheit in der antiken römischen Armee umfasst acht Mann. Hier spielte sich das Militärleben mit Handwerk, Zusammenleben außerhalb von den Einsätzen entlang des Limes, auf den Wachtürmen ab.
Die Römer haben unsere Geschichte in Rheinland-Pfalz stark mit geprägt. Bis heute ist dies nachzuerleben. Unsere Weinbautradition reicht schließlich auch zurück bis in die Zeit der Römer.
In Städten wie Trier z.B. begegnet man auf jeden Schritt der römischen Geschichte. Viele weitere Zeugnisse sind im Land zu entdecken, Villen, Bergwerke, Tempel, Kelteranlagen, Brücken, Thermen, Amphitheater.....
Auf geht's 👍
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Jörn Grose (Sonntag, 09 Januar 2022 17:04)
Hallo Frau Wendling,
soeben laß ich Ihren Blog über das Wiedtal. In Ihren Beschreibungen erwähnen Sie eine Seilbahn vom Malberg zum Rhein.
Dies ist nicht vollständig.
Die Seilbahn führte ins Dorntal zu einem Brecher. Von hier wurde der Basalt dann per Kleinbahn zum Rhein/Verladung gebracht. Die Bahntrasse, obwohl die Bahn rd. 100 Jahre außer Betrieb ist, ist noch zu erkennen.
Und noch etwas Interessantes: Die/das Grundstück der Trasse ist noch im Besitz der Nachfolgeeigentümer der Bahn. Und trennt damit Grundstücke, die von der Logik her zusammen gehören.